Runflatreifen erkennen
Das größte Problem bei herkömmlichen Luftreifen ist der Verlust von Luft, der sie unbrauchbar macht. Ein innovatives System zur Lösung dieses Problems sind Runflat-Reifen. Diese ermöglichen es, auch bei einem Luftdruckverlust weiterzufahren. In diesem Ratgeber erfährst Du, was Runflat-Reifen sind, wie Du sie erkennst und welche Vor- und Nachteile sie haben.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Runflat-Reifen?
Die Bezeichnung "Runflat" könnte man salopp mit „fährt auch platt“ übersetzen. Technisch korrekt ausgedrückt heißt das: ein Reifen mit Notlaufeigenschaften. Es handelt sich hierbei um einen Fahrzeugluftreifen, der so konstruiert ist, dass er bei einer Reifenpanne den Auswirkungen eines Luftdruckverlustes widersteht und es ermöglicht, das Fahrzeug mit reduzierter Geschwindigkeit (unter 90 km/h) und für begrenzte Strecken - im Allgemeinen zwischen 10 und 80 km, je nach Reifentyp - weiter zu fahren.
Die Ursprünge des kommerziellen, selbsttragenden Run-Flat-Reifens begannen 1935 mit einem Reifen, der einen speziellen Gewebe-Innenreifen aufwies. Der Reifen wurde als Schutz vor Reifenpannen beworben, ein häufiges und gefährliches Ereignis in den 1930er Jahren. Er hatte eine Sicherheitsfelge im Inneren des Reifens, die bei einer Reifenpanne auf einem speziellen Schaumstoffbelag lief. 1972 brachte Dunlop das ausfallsichere Rad- und Reifensystem „Total Mobility Tyre“ auf den Markt, das 1973 zur optionalen Ausstattung des Rover P6 3500 wurde und sich bis 1983 zum TD/Denloc entwickelte, der zur Standardausrüstung der gesamten Austin-Reihe wurde. In jüngster Zeit werden Bridgestone und Pirelli Run-Flat-Reifen für einige neue BMW-Fahrzeugmodelle geliefert. Der Autohersteller wirbt für diese als Sicherheitsmerkmal und als Alternative zum Mitführen eines Ersatzreifens.
Der grundlegende Vorteil der Verwendung von Reifen mit Notlaufeigenschaften ist die fortgesetzte Mobilität im Falle eines Luftdruckverlustes, entweder aufgrund einer normalen Reifenpanne oder einer vorsätzlichen Beschädigung.
Woran erkennt man den Runflat-Reifen?
Leider gibt es bislang noch keine einheitliche Bezeichnung für Runflat Reifen. Daher unterscheiden sich die auf der Flanke aufgedruckten Kürzel mitunter stark voneinander. Je nach Hersteller weist eine andere Bezeichnung auf den speziellen Reifentyp hin. Gängige Kürzel sind zum Beispiel:
- RFT (Run Flat Tyre bei manchen Herstellern)
- CSR sowie SSR (Continental)
- XRP (Kumho)
- ROF (Goodyear)
- DSST (Dunlop)
- EMT, HRS (Hankook)
- SST (Michelin)
- ZP (Zero Pressure - bei verschiedenen Herstellern)
Einen unmontierten Runflat Reifen erkennst Du außerdem daran, dass dieser aufgrund der Verstärkungen im Inneren deutlich schwerer ist als ein konventioneller Reifen.
Nachteile von Runflat-Reifen
Reifen mit Notlaufeigenschaften sind heute bei leichten Lastkraftwagen und Personenkraftwagen recht weit verbreitet und ermöglichen in der Regel eine maximale Fahrstrecke von ca. 80 km bei maximal 80 km/h. Gegenüber herkömmlichen Fahrzeugreifen weisen sie jedoch auch einige Nachteile auf.
Wird ein Runflat Reifen an neuralgischen Stellen wie etwa der Seitenwand oder am Rand der Lauffläche durchstochen, kann das gesamte Rad dabei beschädigt werden, was eine Reparatur unmöglich und das Weiterfahren unsicher macht.
Runflat Reifen wiegen gegenüber ähnlich dimensionierten Standardreifen rund 20 bis 40 Prozent mehr. Die dickere Seitenwand bedeutet auch einen höheren Rollwiderstand, was den Kraftstoffverbrauch des Fahrzeugs erhöhen kann. Der Gewichtsnachteil kann jedoch dadurch ausgeglichen werden, dass das Fahrzeug fortan kein Reserverad sowie die für den Austausch des Reserverads erforderliche Ausrüstung mehr mitführen muss.
Die dickere Seitenwand führt dazu, dass mehr Fahrbahnunebenheiten durch den Reifen zur Felge und damit zum Fahrzeug durchdringen, was zu einer subjektiv härter wahrgenommenen Federung des Fahrzeugs führt.
Und schließlich liegt ein weiterer Nachteil in den höheren Kosten. Durch das aufwendigere Herstellungsverfahren kann ein Runflat Reifen 50 - 100 % mehr kosten als ein herkömmlicher PKW-Reifen in vergleichbarer Größe.
Selbstdichtende Runflat-Reifen
Diese Reifen enthalten einen zusätzlichen Belag im Reifen, der sich bei einem kleinen Loch durch einen Nagel oder eine Schraube selbst abdichtet. Auf diese Weise wird der Luftverlust von vornherein verhindert, so dass der Reifen sich entweder dauerhaft selbst repariert oder zumindest sehr langsam Luft verliert.
Marktsituation von Runflat-Reifen
Reifen mit Notlaufeigenschaften machten 2005 weniger als 1 % der weltweiten Verkäufe von Reifen aus, der Anteil hat sich seitdem nicht signifikant verändert. Man erwartete, dass solche Reifen in den Folgejahren deutlich an Marktanteilen gewinnen würden, z. B. bei den Herstellern von gepanzerten Fahrzeugen, aber auch im Volumenmarkt. Diese Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt, auch weil ein Hauptmodell, das Michelin PAX-System, nicht mehr vom Hersteller weiterentwickelt wurde.
Schließlich gab die amerikanische Honda Motor Co. bekannt, dass der Honda Odyssey Touring und der Acura RL von 2009 die letzten Modelle sind, die man mit Run-Flat-Reifen anbietet, und dass Honda zukünftig keine Run-Flat-Reifen mehr verwendet. Damit bleiben nur noch eine Handvoll Volumenhersteller übrig, die Runflat Reifen serienmäßig und bei einigen Modellen anbieten. Eine Ausnahme ist BMW, der größte Ausrüster von Run-Flat-Reifen in der Erstausrüstung.
Doch warum konnten sich die Runflat Reifen bis heute nicht flächendeckend durchsetzen? Abgesehen von den bereits angesprochenen, deutlich höheren Kosten können Reifen mit Notlaufeigenschaften nicht gefahren werden, wenn der Plattfuß auf Seitenwand-Schäden zurückzuführen ist - was eine häufige Ursache für Pannen darstellt. Außerdem ist die Geschwindigkeit und Reichweite, mit der Reifen mit Notlaufeigenschaften unter den besten Umständen gefahren werden können, sehr begrenzt. Reifen mit Notlaufeigenschaften können nicht über 80 km/h pro Stunde gefahren werden und bieten in der Regel nur bis zu 80 km erweiterte Mobilität. Diese Einschränkungen verringern für viele Käufer den Wert im Verhältnis zu den zusätzlichen Kosten.
Fazit
Runflat Reifen sind nicht nur relativ schwer zu erkennen (es existiert bis heute keine einheitliche Bezeichnung für diese Reifenart), sie konnten sich bis heute auch nicht durchsetzen. Mit Ausnahme von BMW bietet kein Hersteller diese Reifenart - zumindest optional - für einen großen Teil seiner Modellpalette serienmäßig oder optional an. Die Gründe dafür sind vielfältig. Nichtsdestotrotz ist der Runflat Reifen durchaus eine sinnvolle und praktische Alternative zum herkömmlichen Ersatzrad und zu umständlich zu handhabenden Reparatursets für Reifen.
FAQ – Häufige Fragen
Runflat-Reifen erkennt man an den speziellen Kürzeln auf der Reifenflanke wie RFT, CSR, SSR oder ZP. Zudem sind sie aufgrund ihrer inneren Verstärkungen deutlich schwerer als herkömmliche Reifen.
Nein, Runflat-Reifen benötigen spezielle Extended-Hump-Felgen, um ihre Funktion zu gewährleisten. Diese Felgen sorgen dafür, dass der Reifen bei einem Druckverlust sicher auf der Felge bleibt.
Der Hauptvorteil von Runflat-Reifen ist die Möglichkeit, nach einer Reifenpanne weiterzufahren. Dies erhöht die Sicherheit und macht das Mitführen eines Ersatzrads unnötig.
Runflat-Reifen sind teurer und schwerer als herkömmliche Reifen. Sie können einen höheren Kraftstoffverbrauch verursachen und bieten weniger Fahrkomfort, da Unebenheiten deutlicher spürbar sind.
Je nach Art des Schadens können Runflat-Reifen repariert werden, jedoch ist eine Reparatur bei Schäden an der Seitenwand oder am Rand der Lauffläche in der Regel nicht möglich.
Ja, sie bieten bei einer Panne erhöhte Sicherheit, da sie ermöglichen, die Fahrt fortzusetzen, ohne sofort anhalten zu müssen. Das reduziert das Risiko, in gefährlichen Situationen stehenzubleiben.
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